Erste Ergebnisse der Branchenstudie über Inkassounternehmen

Das vom Bundesjustizministerium geplante "Gesetz gegen unseriöse Geschäftspraktiken“ könnte der Wirtschaft erheblichen Schaden zufügen. Es soll unter anderem die Arbeit von Inkassounternehmen regulieren. Dabei sichern laut einer aktuellen Untersuchung Inkassounternehmen der deutschen Wirtschaft Liquidität in Milliardenhöhe und entlasten die Justiz millionenfach vor Streitfällen.

Dies sind vorläufige Ergebnisse der umfassenden Branchenstudie "Der Inkassomarkt in Deutschland“, die der Bundesverband Deutscher Inkasso-Unternehmen (BDIU) beauftragt hat und die von der Hamburger Unternehmensberatung Bülow & Consorten GmbH durchgeführt wird
 
"Inkassounternehmen machen vor allem kaufmännisch ausgemahnte, von den Zahlungspflichtigen unbestrittene Forderungen geltend. Dazu nehmen sie in aller Regel zunächst schriftlich Kontakt mit dem Zahlungspflichtigen auf und erinnern ihn an seine Forderung. Ist der Betroffene nicht dazu in der Lage, die Forderung sofort zu bedienen, ergründen sie gemeinsam Wege, wie die Forderung beglichen werden kann, immer auf Grundlage der individuellen finanziellen Möglichkeiten, die der jeweilige Zahlungspflichtige hat“, erklärt Wolfgang Spitz, Präsident des Bundesverbandes Deutscher Inkasso-Unternehmen (BDIU), die Tätigkeit seiner Branche. "Diese Arbeit ist umfangreich und anspruchsvoll; sie erfordert sowohl juristische Fachkenntnisse als auch kaufmännische Expertiseund wird seit rund 150 Jahren von Inkassounternehmen in Deutschland verantwortungsvoll und effizient geleistet.“
 
Inkassounternehmen halten mehr als 50 Milliarden Euro an Forderungen
Für die Wirtschaft sind diese Leistungen unverzichtbar. Vorläufige Trendergebnisse der neuen Inkasso-Branchenstudie zeigen auf: Inkassounternehmen halten aktuell ein Forderungsvolumen von über 50 Milliarden Euro. Die durchschnittliche Forderungshöhe, die die Unternehmen für ihre Auftraggeber einziehen, liegt demnach bei deutlich über 600 Euro.
 
Laut der Studie, die derzeit noch von der Hamburger Unternehmensberatung Bülow & Consorten im Detail ausgewertet wird, kommen die Auftraggeber der Inkassounternehmen aus allen Teilen der Wirtschaft. Wichtigste Branche, für die die Inkassodienstleister arbeiten, ist das Handwerk. 65 Prozent aller Inkassounternehmen haben Handwerker als Kunden. Ebenfalls stark angewiesen auf die Zusammenarbeit mit Inkassounternehmen ist das Gesundheitswesen – die Branche ist Auftraggeber von 54 Prozent aller Inkassounternehmen.
 
Inkassowirtschaft wichtiger Arbeitgeber
Auch als Arbeitgeber spielt die Inkassowirtschaft eine wichtige Rolle. Fast 15.000 Beschäftigten verschaffen die Unternehmen eine wirtschaftliche Existenz.
 
Sie alle würde eine Regulierung, wie sie jetzt das Bundesjustizministerium anstrebt, voraussichtlich empfindlich treffen.
 
Dem Vernehmen nach ist der Vorschlag aus dem von der FDP geführten Ministerium in der Regierungskoalition umstritten und wird derzeit heftig intern diskutiert.
 
Handel befürchtet Umsatzeinbußen
Deutliche Kritik kommt auch aus der Wirtschaft und damit von den Auftraggebern der Inkassounternehmen. So bemängelt der Handelsverband Deutschland (HDE), die Spitzenorganisation des deutschen Einzelhandels, die im Gesetz geplanten erweiterten Informationspflichten für das Forderungsmanagement, die die Auftraggeber von Inkassounternehmen zwingen würden, ihre Geschäftsprozesse grundlegend umzustellen. Händler müssten demnach erheblich mehr Daten  über ihre Bestellvorgänge und über ihre Kunden speichern, als sie das heute tun, bevor sie Forderungen an Inkassounternehmen übergeben. Das sei praxisfern und widerspreche im Übrigen dem Gebot der Datensparsamkeit, mahnte HDE-Hauptgeschäftsführer Stephan Genth vergangenen Monat auf der Jahreshauptversammlung des Inkassoverbandes.
 
Wie wichtig Inkassounternehmen für den Handel sind, belegt die Inkassobranchenstudie. Demnach gehören der Einzelhandel (47 Prozent), der Versandhandel (46 Prozent) sowie der Groß- und Außenhandel (45 Prozent) zu den Hauptkunden der Inkassounternehmen.
 
"In der vorgeschlagenen Form würde das Gesetz vor allem für kleine und mittlere Unternehmen Umsatzeinbußen und höhere Zahlungsausfälle bedeuten – für viele, insbesondere kleinere Händler stellte sich dann die Frage der wirtschaftlichen Existenz“, warnt der Inkassoverbandsvorsitzende.
 
Quelle: BDIU