Die Zahlungsmoral in Deutschland ist weiterhin gut

Nach wie vor gute Zahlungsmoral, Öffentliche Hand einzig gegen den Trend. Das teilen die deutschen Inkassounternehmen jetzt in ihrer aktuellen Umfrage mit.

64 Prozent der befragten Inkassofirmen melden demnach, dass Rechnungen jetzt genauso gut wie vor sechs Monaten bezahlt werden. 20 Prozent haben sogar eine noch bessere Zahlungsmoral beobachtet. Grund ist die gute Konjunktur, verbunden mit einer niedrigen Arbeitslosigkeit und einem für Unternehmen wie für Verbraucher attraktiven Investitionsklima.

Hauptgrund, warum Verbraucher schlecht zahlen, ist laut 81 Prozent der Inkassounternehmen eine Überschuldungssituation der betreffenden Verbraucher gefolgt von einem unkontrollierten Konsumverhalten (72 Prozent). Mit der Folge, dass sie zu viele Zahlungsverpflichtungen eingehen oder sogar mehrere Kredite aufnehmen und am Ende völlig überfordert sind, dies alles zu bedienen. Auch die niedrigen Zinsen tragen dazu bei, dass mancher Konsument im Moment meint, sich mit geringem Risiko verschulden zu können. 49 Prozent der Inkassofirmen beobachten bei privaten Schuldnern einen nur vorübergehend bestehenden Liquiditätsengpass als Ursache.

Auch in 2015 bereiten daher säumige Zahler den Firmen in einigen Branchen weiterhin Schwierigkeiten. Die Inkassounternehmen beobachten das vor allem im Handwerk. 45 Prozent der BDIU-Mitglieder berichten, dass Handwerksbetriebe derzeit Probleme haben, Zahlungen aus Rechnungen an ihre Auftraggeber zu erhalten. Ebenfalls problematisch ist die Rechnungstreue von Kunden des Online- beziehungsweise Versandhandels (44 Prozent der Umfrageteilnehmer machen eine entsprechende Angabe) und der Energieversorgungswirtschaft (37 Prozent). 35 Prozent der Inkassounternehmen berichten, dass Vermieter Probleme mit der Rechnungstreue ihrer Mieter haben, das Baugewerbe nennen 33 Prozent, und 31 Prozent der Inkassounternehmen beobachten, dass Serviceanbieter wie zum Beispiel Fitnessstudios es aktuell mit Zahlungsmuffeln zu tun haben. Vergleichsweise gut ist dagegen die Rechnungstreue zum Beispiel im Gastgewerbe – hier berichten nur 8 Prozent der BDIU-Mitglieder von Schwierigkeiten beim Begleichen von Rechnungen.

Völlig gegensätzlich zum guten allgemeinen Zahlungsverhalten ist die Entwicklung bei den öffentlichen Auftraggebern. 86 Prozent der Inkassounternehmen melden, dass deren Zahlungsverhalten unverändert schlecht ist. 11 Prozent berichten sogar von einer weiteren Verschlechterung.

Und dies obwohl die öffentliche Hand beim Zahlungsverhalten eigentlich eine Vorbildfunktion haben sollte.

Ein Grund, warum das leider nicht der Fall ist, kann wohl auch darin zu sehen sein, dass viele Städte und Gemeinden selbst über kein gutes, eigenes Forderungsmanagement verfügen.

Alleine die Kommunen haben in Deutschland derzeit offene Forderungen in Höhe von über 20 Milliarden Euro. Durch ein konsequentes Forderungsmanagement könnte dieser Fehlbetrag erheblich reduziert werden.

Der BDIU Spitz verweist auf das Beispiel der hessischen Landeshauptstadt Wiesbaden. Diese hat schon seit vielen Jahren ein kommunales Forderungsmanagement etabliert, das sich an den in der privaten Wirtschaft üblichen Prozessen orientiert. Die Stadt setzt in Fällen, wo sie selbst Forderungen nicht realisieren kann, auf Verwaltungshilfe durch Inkassounternehmen. Das bringt Mehreinnahmen, mit der sie zum Beispiel Kinderspielplätze bezahlt oder Schlaglöcher auf den Straßen stopft.