BDIU - Leichte Abschwächung der Zahlungsmoral

Der Trend bei der Zahlungsmoral zeigt wieder leicht nach unten. In ihrer Frühjahrsumfrage berichten 22 Prozent der befragten Inkassounternehmen von einem schlechteren Zahlungsverhalten der deutschen Verbraucher und Unternehmen. Dagegen melden nur 12 Prozent, dass Rechnungen aktuell besser bezahlt werden – jeweils verglichen mit dem Herbst 2011.
 
Grund für die aktuell gute Lage sind die nach wie vor positiven konjunkturellen Rahmenbedingungen. So melden nur noch 58 Prozent der Inkassounternehmen, dass Verbraucher wegen Arbeitslosigkeit Rechnungen derzeit nicht wie vereinbart begleichen. Noch vor einem Jahr berichteten das 67 Prozent – 2010 lag der Wert sogar bei 82 Prozent. Von der positiven Entwicklung am Arbeitsmarkt profitieren sowohl die Beschäftigten als auch die Gläubiger und damit die Wirtschaft insgesamt, berichtet BDIU-Präsident Wolfgang Spitz. „Wer Arbeitsplätze schafft, sichert auch den Unternehmen in diesem Land wertvolle Liquidität und versetzt sie in die Lage, weiter in den Aufschwung zu investieren.“
 
Mehr Unternehmensinsolvenzen erwartet
 
Dieser positive Trend setzt sich nach Einschätzung des Inkassoverbands bei den Unternehmensinsolvenzen zunächst nicht fort. In diesem Jahr erwartet der BDIU rund 32.000 Firmenzusammenbrüche, was einem moderaten Zuwachs um 6 Prozent entspreche (2011: 30.099 Unternehmensinsolvenzen).
 
Dies wird sich auch auf das Zahlungsverhalten auswirken. In ihrer Trendumfrage befürchten 34 Prozent der Inkassounternehmen bis Ende 2013 eine Verschlechterung der Zahlungsmoral, 55 Prozent erwarten ein Einpendeln auf dem aktuellen Niveau.
 
„Diese leicht negativen Aussichten sind fast ausschließlich der negativen Entwicklung in Europa zuzurechnen, der sich eine exportorientierte Volkswirtschaft wie die bundesdeutsche nicht vollständig entziehen kann“, so Spitz. Unternehmen müssten daher Vorsorge treffen – „ein Abschwung, verbunden mit dann wieder steigenden Zahlungsschwierigkeiten auf Auftraggeberseite ist ein durchaus realistisches Szenario, für das man sich mit entsprechenden Maßnahmen im Forderungsmanagement wappnen muss.“
 
Das belegt die Frühjahrsumfrage. Demnach sind hohe Zahlungsausfälle bei eigenen Kunden der Hauptgrund, warum Unternehmen derzeit ihren Zahlungsverpflichtungen nicht nachkommen (74 Prozent der Inkassounternehmen berichten das). Weitere Gründe sind ein momentaner Liquiditätsengpass (72 Prozent), eine zu geringe Eigenkapitaldecke (58 Prozent) sowie das Ausnutzen eines Lieferantenkredits (53 Prozent), also das beabsichtigte Verzögern von Zahlungen, häufig um eigene Liquiditätsschwächen im Unternehmen auszugleichen.

Handlungsbedarf erkennt der Inkassoverband insbesondere beim Handwerk, aber auch der Handel und die Dienstleistungsbranche seien betroffen. Befragt nach den Wirtschaftsbereichen, die derzeit am meisten Probleme mit dem Zahlungsverhalten ihrer Kunden haben, nennen 56 Prozent der befragten Inkassounternehmen Handwerksunternehmen. 48 Prozent berichten darüber hinaus, dass derzeit viele Vermieter nicht wie vereinbart Zahlungen ihrer Mieter erhalten, 38 Prozent berichten von einer schlechten Rechnungstreue der Kunden im Versandhandel.

Hauptgrund, warum Verbraucher in diesem Frühjahr ihre Rechnungen nicht bezahlen, ist demnach Überschuldung: 90 Prozent aller befragten Inkassounternehmen melden das. „Die Überschuldung der Verbraucher ist ein Gift für die ganze Wirtschaft“, sagt der BDIU-Präsident. Rund 10 Prozent aller Erwachsenen in Deutschland gelten nach Angaben des Inkassoverbands als von Überschuldung betroffen. Das heißt: Ihr Einkommen beziehungsweise ihre Einnahmen reichen dauerhaft nicht aus, um ihre Lebenshaltungskosten genauso wie ihre bis dahin angehäuften, meist beträchtlichen Zahlungsverpflichtungen zu bedienen. Die Folge ist häufig ein Dominoeffekt: Verzögerte oder gar nicht erfolgende Zahlungen ziehen Gläubiger in Mitleidenschaft, die dann selbst ihren Zahlungsverpflichtungen nicht nachkommen können – bis hin zur Insolvenz von Unternehmen.
 
Quelle: BDIU