Inkassoverband Mitgliedsumfrage

Die Zahlungsmoral in Deutschland hat sich erneut leicht verbessert. In ihrer Herbstumfrage berichten 21 Prozent der befragten Inkassounternehmen, dass Rechnungen jetzt besser bezahlt werden als noch vor sechs Monaten.
 
Positiv ist auch die Entwicklung der Unternehmensinsolvenzen. Deren Zahl sinkt in diesem Jahr auf gut 30.000 – nach 31.998 in 2010. Aber: Diese Erholung sei nicht von Dauer. Schon in diesem Quartal zeichnet sich ein Stagnieren dieses Trends ab. Wegen des stockenden Konjunkturmotors rechnen die Inkassounternehmen für 2012 wieder mit mehr Firmenzusammenbrüchen. Eine exakte Prognose sei schwierig. "Sorge bereitet uns die Eurokrise", sagt Spitz. "Von deren weiterem Fortgang hängt entscheidend ab, wie sich die Stabilität der deutschen Wirtschaft weiterentwickeln wird. Wenn sich ein Szenario ergibt, in dem sinkende Auftragseingänge, eine Kaufzurückhaltung der Verbraucher und Probleme bei der Kreditvergabe der Banken an Unternehmen aufeinandertreffen, wird das auch zu einem deutlichen Anstieg der Unternehmensinsolvenzen führen. Das gefährdet vor allem den Mittelstand, der das Rückgrat und der Wachstumsmotor der deutschen Wirtschaft ist."
 
Basel III und Eurokrise erfordern mehr Eigenkapital in den Unternehmen
Darauf müssten sich Unternehmen jetzt vorbereiten. Wichtig sei zum Beispiel die Ausstattung mit genügend Eigenkapital, insbesondere auch in Vorbereitung auf Basel III, das mittelständische Unternehmen zwingen könnte, eine höhere Eigenkapitalquote vorzuweisen, wenn sie in den Genuss eines günstigen Kredits kommen wollen. Aktuell melden 54 Prozent der Inkassounternehmen, dass zu geringe eigene Reserven der Grund sind, warum Unternehmen ihren Zahlungsverpflichtungen nicht nachkommen.
 
"Aber auch beim Forderungsmanagement müssen die Firmen vorsorgen." 74 Prozent der Inkassounternehmen berichten in der Herbstumfrage, dass hohe Zahlungsausfälle bei eigenen Kunden der Grund sind, warum die Wirtschaft ihre Rechnungen aktuell nicht bezahlt. "Das ist ein Dominoeffekt", beschreibt Spitz. "Fehlen den Firmen fest eingeplante Zahlungseingänge, können sie ihre eigenen Zahlungsverpflichtungen nicht einhalten und gefährden so die Liquidität ihrer Geschäftspartner – in einer solchen Situation steigen die Insolvenzen zwangsläufig."
 
Rechtsverfolgung für Gläubiger könnte schwieriger und teurer werden
Daher sei es wichtig, dass der Gesetzgeber der Wirtschaft die Rechtsverfolgung von Zahlungsausfällen nicht unnötig erschwert. Spitz nennt als Beispiel das von der Bundesregierung geplante Bundesmeldegesetz. Zwar will die Regierung dabei verhindern, dass Informationen aus dem Melderegister zum Adresshandel oder zu Werbezwecken missbräuchlich verwendet werden. Allerdings könnten diese Regelungen auch Inkassounternehmen und Gläubigern das Einholen von Melderegisterauskünften zu säumigen Zahlern erschweren. In der Folge könnten sich die Rechtsverfolgungskosten so stark erhöhen, dass es sich für Gläubiger nicht mehr lohnen würde, einzelnen Forderungen nachzugehen. "Das heißt: Gläubiger müssen mehr Zahlungsausfälle einkalkulieren, und das Geld, das hier fehlt, müssten dieFirmen dann auf ihre Preise umlegen", erläutert Spitz. Der Verband befürchtet, dass das Gesetz "übers Ziel hinausschießen" könnte. "Gläubiger brauchen Rechtssicherheit gerade wenn die Konjunktur ins Stocken gerät", stellt Spitz fest.

Quelle: BDIU