Schlechte Zahlungsmoral und häufiger Identitätsdiebstahl im E-Comerce

Private Kunden zahlen online deutlich schlechter als offline. Betrugsfälle im Internet werden immer mehr zu einem Problem für E-Commerce-Anbieter und Verbraucher.
 
Der Online Handel profitiert derzeit überproportional von der guten Nachfrage. Immer mehr Kunden nutzen diese bequeme Möglichkeit, von zu Hause aus einzukaufen. Doch dieser Vertriebsweg birgt auch Risiken. Befragt nach der Zahlungsmoral von Onlinekunden, berichten 57 Prozent der in der Herbstumfrage des BDIU befragten Inkassounternehmen, dass private Käufer im Internet nachlässiger in ihrer Rechnungstreue sind als im stationären Handel. Gewerbliche Käufer zahlen dagegen laut 71 Prozent der BDIU-Mitglieder online genauso gut wie offline.
 
"Vertrauen ist bei Online-Geschäften viel wichtiger als im stationären Handel", erläutert BDIU-Präsident Spitz, "denn online kann man sich nun einmal nicht in die Augen sehen. Ein Händler muss sich darauf verlassen können, dass er das Geld für die bestellte Ware oder Dienstleistung auch erhält. Leider sind im Internet viele vermeintlich ehrliche Käufer in betrügerischer Absicht unterwegs." 70 Prozent der Inkassounternehmen berichten, dass vorsätzliches Nichtbezahlen der Grund ist, warum Online-Shop-Betreiber kein Geld von privaten Kunden bekommen. Und immerhin 63 Prozent melden, dass Privatschuldner absichtlich falsche persönliche Daten beim Onlinekauf eingeben. "Dies ist kein Kavaliersdelikt", stellt Spitz klar.
 
Identitätsdiebstahl im E-Commerce nimmt zu
 
Für Verbraucher kann dagegen der Diebstahl ihrer persönlichen Daten zu einem Problem werden. So mehren sich in letzter Zeit die Fälle von Identitätsdiebstahl bei Onlinekäufen.
 
Die Masche der Betrüger: Sie melden sich zum Beispiel mit den persönlichen Daten einer anderen Person in einem Online-Shop an und lassen dann Waren an ihre eigene Adresse oder ein Postfach liefern. Dem Betrugsopfer fehlt oft jede Kenntnis über diese Vorgänge, bis es eine Mahnung erhält. "Diese Täter handeln in bewusst krimineller Weise, prellen Gläubiger und schädigen Verbraucher", klagt Spitz.
 
Fast ein Drittel der BDIU-Mitgliedsunternehmen haben in diesem Jahr bereits Inkassoverfahren bearbeitet, die auf eine missbräuchliche Verwendung persönlicher Daten zurückzuführen sind. Sollten Verbraucher den berechtigten Verdacht haben, dass auf ihren Namen unbefugt Einkäufe getätigt worden sind, rät der BDIU zum schnellen Handeln. "Im Zweifel muss das sofort zur Anzeige gebracht werden", sagt Spitz. Bei resultierenden Inkassoverfahren empfiehlt Spitz den Betroffenen, die direkte Kommunikation mit dem Gläubiger beziehungsweise dem beauftragten Inkassounternehmen zu suchen. Denn Inkassounternehmen könnten Datenklau-Forderungen nicht immer sofort erkennen. "Unsere Verbandsmitglieder realisieren nur ausgemahnte, unbestrittene Forderungen", erläutert der BDIU-Präsident. Letztlich zwinge der Einkauf im Internet alle Beteiligten jedoch auch zu einer erhöhten Wachsamkeit. "Jeder sollte im Internet mit seinen persönlichen Daten sehr sorgsam umgehen", rät Spitz. "Völlig verhindern lässt sich dieser Identitätsdiebstahl  damit aber leider nicht."
 
Um Schaden für die Wirtschaft abzuwenden, sei daher ein straffes Forderungsmanagement aufseiten der Shopbetreiber angezeigt. Zwar setzten bereits viele Händler auf technisch ausgefeilte Bezahl- und Bonitätsprüfungssysteme. "Aber vor allem kleinere Shops und Start-ups vernachlässigen diesen wichtigen Geschäftsbereich oftmals sträflich", sagt Spitz. Ein Fünftel der BDIU-Mitglieder berichtet, dass das Mahnwesen kleiner Shops mit bis zu zehn Mitarbeitern mangelhaft sei. 27 Prozent nennen es "ausreichend", 35 Prozent beurteilen es mit "befriedigend". Dagegen bewerten die Hälfte der Umfrageteilnehmer das Mahnwesen großer Händler mit mehr als 100 Mitarbeitern als gut oder sehr gut.
 
Doch nicht nur Onlinehändler müssten laut Spitz ihre Forderungen besser sichern. Die Herbstumfrage zeige weiteren Handlungsbedarf: "Wir stellen mit Sorge fest, dass eine größere Anzahl privater Kunden ganz bewusst das Begleichen fälliger Forderungen verweigert beziehungsweise es beträchtlich hinauszögert", so Spitz. 62 Prozent der Inkassounternehmen haben in der Umfrage eine entsprechende Angabe gemacht. Im Frühjahr lag dieser Wert noch bei 50 Prozent.
 
Weiterhin gibt es bei gewerblichen Schuldnern anhaltende Probleme mit der Rechnungstreue. So melden 82 Prozent der Umfrageteilnehmer, dass hohe Zahlungsausfälle bei eigenen Kunden der Grund sind, warum Unternehmen ihren Zahlungsverpflichtungen nicht nachkommen.
 
Insolvenzvorsorge mit Eigenkapital
 
55 Prozent bemängeln zudem eine zu geringe Ausstattung mit Eigenkapital. Diese zu erhöhen, stehe für kleine und mittlere Unternehmen jetzt auf der Tagesordnung. "Wenn die Auftragsbücher voll sind, müssen auch die betriebswirtschaftlichen Hausaufgaben erledigt werden", so Spitz. "Die Regel lautet: Spare in der Zeit, dann hast du in der Not. Firmen halten sich damit auch das Tor für eine bessere Kreditfinanzierung durch Banken offen." Diese hatte jüngst in der Krise stark gelitten. Vor allem unterkapitalisierten Unternehmen war der Weg zu dringend benötigter Fremdfinanzierung versperrt. Das lag auch an den in Basel II festgeschriebenen Regeln zur Kreditvergabe von Finanzdienstleistern. Jetzt wirft bereits Basel III seine Schatten voraus, das die Banken selbst zu einer höheren Eigenkapitalisierung anhalten würde. In der Folge könnten sich die Finanzierungsbedingungen für kleine und mittlere Unternehmen mit zu wenig Eigenkapital weiter verschlechtern. 
 
Quelle: BDIU