Von Januar bis September 2021 haben die deutschen Amtsgerichte 10 682 beantragte Firmeninsolvenzen gemeldet. Das waren nach Angaben des Statistischen Bundesamtes (Destatis) 14,5 % weniger als im entsprechenden Zeitraum 2020 und 25,7 % weniger als 2019.
Der rückläufige Trend der vergangenen Monate setzte sich somit auch nach Auslaufen vieler Sonderregelungen, wie der ausgesetzten Insolvenzantragspflicht für überschuldete Unternehmen, bis September 2021 fort.
Wirtschaftszweig | Verfahren | Veränderung gegenüber |
---|---|---|
Anzahl | August bis September in % | |
Insgesamt | 10 682 | - 14,5 |
Land- und Forstwirtschaft, Fischerei | 81 | 0,0 |
Bergbau und Gewinnung von Steinen und Erden | 1 | - 80,0 |
Verarbeitendes Gewerbe | 759 | - 30,4 |
Energieversorgung | 53 | - 5,4 |
Wasserversorgung; Abwasser und Abfallentsorgung und Beseitigung von Umweltverschmutzungen | 25 | - 28,6 |
Baugewerbe | 1 821 | - 8,4 |
Handel; Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen | 1 593 | - 21,1 |
Verkehr und Lagerei | 778 | - 12,3 |
Gastgewerbe | 1 099 | - 21,8 |
Information und Kommunikation | 358 | -9,2 |
Erbringung von Finanz- und Versicherungsdienstleistungen | 256 | -9,2 |
Grundstücks- und Wohnungswesen | 359 | -1,1 |
Erbringung von freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen | 1 471 | -21,8 |
Erbringung von sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen | 1 141 | - 15,3 |
Erziehung und Unterricht | 126 | + 7,7 |
Gesundheits- und Sozialwesen | 251 | 0,00 |
Kunst, Unterhaltung und Erholung | 224 | - 15,8 |
Sonstige Dienstleistungen | 686 | + 28,7 |
Die meisten Firmeninsolvenzen gab es von Januar bis September 2021 im Baugewerbe mit 1 821 Fällen (Januar bis September 2020: 1 988; -8,4%). Im Handel (einschließlich Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen) waren es 1 593 Verfahren (Januar bis September 2020: 2 020; -21,1 %). Im Bereich der sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen (zum Beispiel Vermittlung und Überlassung von Arbeitskräften, Reisebüros und Reiseveranstalter, Wach- und Sicherheitsdienste sowie Detekteien, Reinigung von Gebäuden, Straßen und Verkehrsmitteln, sowie Messe-, Ausstellungs- und Kongressveranstalter) wurden 1 141 Insolvenzen gemeldet (Januar bis September 2020: 1 347; -15,3 %).
INSOLVENZEN IN DEUTSCHLAND | ||||
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Insolvenzverfahren | Januar bis September 2021 | September 2021 | ||
Anzahl | Veränderung gegenüber Vorjahrszeitraum in % | Anzahl | Veränderung gegenüber September 2020 in % | |
Insgesamt | 92 147 | + 49,1 | 9 195 | + 188,1 |
Unternehmen | 10 682 | - 14,5 | 1 045 | -1,9 |
Übrige Schuldner | 81 465 | + 65,2 | 8 150 | + 283,2 |
davon | ||||
▪ Verbraucher | 61 308 | + 74,9 | 6 061 | + 399,3 |
▪ nat. Personen (Gesellschafter) | 363 | +24,3 | 43 | + 115,0 |
▪ ehemal selbstständig Tätige | 16 981 | + 49,3 | 1 783 | + 189,9 |
▪ Nachlässe | 2 813 | + 8,5 | 263 | - 5,4 |
Die voraussichtlichen Forderungen der Gläubiger aus beantragten Firmeninsolvenzen beliefen sich von Januar bis September 2021 auf rund 45,5 Milliarden Euro. Im entsprechenden Zeitraum 2020 hatten sie noch bei etwa 39,3 Milliarden Euro gelegen. Dieser Anstieg der Forderungen bei gleichzeitigem Rückgang der Zahl der Firmeninsolvenzen ist darauf zurückzuführen, dass von Januar bis September 2021 mehr wirtschaftlich bedeutende Unternehmen Insolvenz beantragt hatten als in den ersten neun Monaten 2020.
74,9 % mehr Verbraucherinsolvenzen von Januar bis September 2021 als im Vorjahreszeitraum
Die Zahl der Verbraucherinsolvenzen ist von Januar bis September 2021 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 74,9 % gestiegen. Der deutliche Anstieg steht im Zusammenhang mit einem Gesetz zur schrittweisen Verkürzung von Restschuldbefreiungsverfahren von sechs auf drei Jahre. Die Neuregelung gilt für ab dem 1. Oktober 2020 beantragte Verbraucherinsolvenzverfahren. Sie ermöglicht den Betroffenen einen schnelleren wirtschaftlichen Neuanfang im Anschluss an ein Insolvenzverfahren. Daher ist davon auszugehen, dass viele überschuldete Privatpersonen ihren Insolvenzantrag zunächst zurückhielten, um von der Neuregelung zu profitieren. Gegenüber dem Zeitraum Januar bis September 2019, also vor Beginn der Corona-Pandemie in Deutschland, stieg die Zahl der Verbraucherinsolvenzen von Januar bis September 2021 um 25,7 %.
Quelle: Statistisches Bundesamt, Wiesbaden