Juli 2021 - 12,3 % weniger Firmeninsolvenzen als im Juli 2020

Im Juli 2021 haben die deutschen Amtsgerichte 1 200 beantragte Unternehmensinsolvenzen gemeldet. Das waren nach Angaben des Statistischen Bundesamtes (Destatis) 12,3 % weniger als im Juli 2020.

Der rückläufige Trend bei der Zahl der Unternehmensinsolvenzen der vergangenen Monate setzte sich somit auch nach Auslaufen vieler Sonderregelungen, wie der ausgesetzten Insolvenzantragspflicht für überschuldete Unternehmen infolge der Corona-Pandemie, fort. Gegenüber Juli 2019, also vor Beginn der Ausbreitung der Corona-Pandemie in Deutschland, ging die Zahl der Unternehmensinsolvenzen im Juli 2021 um 27,0 % zurück.

WirtschaftszweigVerfahrenVeränderung gegenüber Juli 2020
Anzahlin %
Insgesamt1 200- 12,3
Land- und Forstwirtschaft, Fischerei8- 11,1
Bergbau und Gewinnung von Steinen und Erden--
Verarbeitendes Gewerbe77- 29,4
Energieversorgung8+ 100,0
Wasserversorgung; Abwasser und Abfallentsorgung und Beseitigung von Umweltverschmutzungen20,0
Baugewerbe222-8,8
Handel; Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen189-
Verkehr und Lagerei76- 28,3
Gastgewerbe124- 19,5
Information und Kommunikation47+ 51,6
Erbringung von Finanz- und Versicherungsdienstleistungen25- 35,9
Grundstücks- und Wohnungswesen34- 19,0
Erbringung von freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen131- 28,0
Erbringung von sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen122- 12,2
Erziehung und Unterricht14+ 75,0
Gesundheits- und Sozialwesen30- 6,3
Kunst, Unterhaltung und Erholung21- 36,4
Sonstige Dienstleistungen70- 42,9
  
Quelle: Statistisches Bundesamt, Wiesbaden

Die meisten Unternehmensinsolvenzen gab es im Juli 2021 im Baugewerbe mit 222 Fällen (Juli 2020:204; +8,8 %). Im Handel (einschließlich Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen) waren es 189 Verfahren (Juli 2020: 228; -17,1 %). Im Bereich der freiberuflichen, wissenschaftlichen- und technischen Dienstleistungen (zum Beispiel Rechts- und Steuerberatung, Wirtschaftsprüfung, Unternehmensberatung, Architektur- und Ingenieursbüros, Forschung und Entwicklung, Werbung und Marktforschung, Fotolabors sowie Veterinärwesen) wurden 131 Insolvenzen gemeldet (Juli 2020: 182, -28,0 %).

INSOLVENZEN IN DEUTSCHLAND

Insolvenzverfahren

Juli 2021Januar bis Juli 2021
AnzahlVeränderung
gegenüber
Juli 2020
in %
AnzahlVeränderung
gegenüber
Vorjahreszeitraum
in %
Insgesamt10 894+ 55,374 118
Unternehmen1 200- 12,38 608
Übrige Schuldner9 694+ 71,765 510
davon
▪ Verbraucher7 164+ 78,049 468
▪  nat. Personen (Gesellschafter)53+ 89,3278
▪ ehemals selbstständig Tätige2 132+ 68,113 502
▪  Nachlässe345+ 6,22 262

Die voraussichtlichen Forderungen der Gläubiger aus beantragten Unternehmensinsolvenzen bezifferten die Amtsgerichte im Juli 2021 auf rund 4,6 Milliarden Euro. Im Juli 2020 hatten sie noch bei etwa 3,9 Milliarden Euro gelegen. Dieser Anstieg bei gleichzeitigem Rückgang der Unternehmensinsolvenzen ist darauf zurückzuführen, dass im Juli 2021 mehr wirtschaftlich bedeutende Unternehmen Insolvenz beantragt hatten als im Juli 2020.

78,0 % mehr Verbraucherinsolvenzen im Juli 2021 als im Juli 2020

Die Zahl der Verbraucherinsolvenzen ist im Juli 2021 im Vergleich zum Vorjahresmonat deutlich gestiegen. 7 164 Verbraucherinnen und Verbraucher stellten einen Insolvenzantrag, das war ein Anstieg um mehr als die Hälfte (+78,0 % gegenüber Juli 2020). Der starke Anstieg steht im Zusammenhang mit einem Gesetz zur schrittweisen Verkürzung von Restschuldbefreiungsverfahren von sechs auf drei Jahre. Die Neuregelung gilt für ab dem 1. Oktober 2020 beantragte Verbraucherinsolvenzverfahren. Sie ermöglicht den Betroffenen einen schnelleren wirtschaftlichen Neuanfang im Anschluss an ein Insolvenzverfahren. Daher ist davon auszugehen, dass viele überschuldete Privatpersonen ihren Insolvenzantrag zunächst zurückhielten, um von der Neuregelung zu profitieren.

Quelle: Statistisches Bundesamt, Wiesbaden