Schlechte Zahlungsmoral gefährdet immer mehr Firmen

Betroffene klagen vor allem über öffentliche Hand
 
Der Mittelstand leidet unter der zunehmend schlechteren Zahlungsmoral in Deutschland. "Die Finanzkrise hat die ohnehin geringe Rechnungstreue noch mal verschlechtert", sagt Wolfgang Spitz, der Präsident vom Bundesverband Deutscher Inkasso-Unternehmen (BDIU). Das bringe nun insbesondere Mittelständler in Bedrängnis. Denn kleine und mittelgroße Firmen bekommen in der aktuellen Krise angesichts einer üblicherweise schwachen Eigenkapitalausstattung massive Liquiditätsprobleme, so Spitz. Für viele gehe es deshalb um das wirtschaftliche Überleben.
 
Der BDIU prognostiziert daher für das laufende Jahr auch einen deutlichen Anstieg der Unternehmensinsolvenzen auf 35 000 Fälle. Das wären acht Prozent mehr als noch ein Jahr zuvor. Erhebliche Mitschuld an dieser Entwicklung trägt laut BDIU die öffentliche Hand. Denn während private Auftraggeber nach Untersuchungen des Verbandes ihre Rechnungen im Durchschnitt nach gut 60 Tagen bezahlen, lasse sich der Staat sogar rund 90 Tage Zeit. Dabei werden die geforderten Beträge eigentlich schon nach 30 Tagen fällig.
 
"Die öffentliche Hand sollte eine Vorbildfunktion einnehmen, gerade auch in der Krise", kritisiert Spitz. Denn generell gehe es hier auch um Vertrauen. "Konjunkturprogramme allein helfen nicht, wenn der Staat seine Rechnungen nicht bezahlt", so der Manager.
 
Bei einigen Unternehmen sind die Probleme allerdings auch hausgemacht, meint der BDIU. "Mittelständische Unternehmen überprüfen oftmals nicht die Bonität ihrer Geschäftspartner", begründet Wolfgang Spitz. Zudem scheuen viele davor zurück, ihre Kunden bei ausstehenden Zahlungen an diese zu erinnern, befürchten sie doch, diese Kunden eventuell zu verlieren. "Das ist gerade in der Krise sehr gefährlich", sagt Spitz. Seiner Meinung nach zeugt rechtzeitiges Mahnen zudem von Professionalität, zumal Schuldner das Zögern ausnutzen und sich auf diese Weise einen zinsgünstigen Lieferantenkredit besorgen. Infolgedessen müssen sie sich das Geld nicht bei der eigenen Bank holen.
 
"Aber Gläubiger sind keine Kreditinstitute", mahnt Spitz, weshalb der BDIU  auch eine drastische Anhebung der Verzugszinsen fordert. Mittelstandverbände raten ihren Mitgliedern daher zur Professionalisierung des Zahlungsmanagements, zum Beispiel durch eine Auslagerung an ein Inkassounternehmen.
 
 Quelle: BDIU