Studie: Existenzgründer scheitern am häufigsten an der Finanzierung

Trotz eines zumeist eher geringen Finanzierungsbedarfs gelingt es einer Mehrheit der Existenzgründer nicht, eine entsprechende Finanzierung für die Startphase auf die Beine zu stellen. Laut einer aktuellen Studie erhält gerade einmal jeder Sechste von seiner Hausbank einen Kredit.
 
Die Mehrzahl der geplanten Unternehmensgründungen in Deutschland scheitert an der Finanzierung. Als Gründe für das Scheitern nennen rund zwei Drittel (64%) der Start-ups, dass sie für ihre Gründungvorhaben keinen Kapitalgeber gefunden hätten. Bei einem weiteren Drittel spielten Sorgen um das Einkommen eine wesentliche Rolle. Das geht aus einer aktuellen Studie des Bundesverbands Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien (BITKOM) hervor.
 
Wie die Studie unter Teilnehmern des Gründerwettbewerbs Multimedia des Bundeswirtschaftsministeriums aufzeigt, gelingt es einer Mehrheit der Gründer nicht, an Kredite, Wagniskapital oder öffentliche Zuschüsse und Darlehen zu gelangen. Und das obwohl der Studie zufolge zwei Drittel der Existenzgründer in der Startphase mit bis zu 40.000 Euro auskämen. "Man sollte meinen, dass es bei einer solchen Summe nicht schwierig ist, Kapitalgeber für gute Ideen zu finden", erklärt Scheer. Die Realität sehe jedoch leider oft anders aus.
 
Zu den Ursachen für die Probleme bei der Finanzierung von Gründungsvorhaben nennt Scheer vor allem zwei Faktoren ausschlaggebend: die Skepsis der Geldgeber und Kommunikationsprobleme. So hätten laut BITKOM zwei von drei abgewiesenen Gründern zu Protokoll gegeben, dass ihre Idee die Investoren nicht überzeugt habe oder aber von diesen nicht verstanden worden sei. "In unserer jungen Branche, die von neuartigen und oft außergewöhnlichen Geschäftsideen lebt, fehlt es häufig an Offenheit der Kapitalgeber", so Prof. Scheer.
 
Ein weiterer Grund, an dem ein Drittel aller Finanzierung scheitert, sind fehlende Sicherheiten. Der Studie zufolge fast ebenso häufig scheitert eine Finanzierung jedoch aufgrund des Umstands, dass das gewünschte Finanzierungsvolumen den angesprochenen Investoren zu klein ist. So seien große Summe zuweilen leichter zu bekommen als kleine, wie Scheer bedauernd anmerkt, und die meisten Gründungen ohne einen großen Anteil an Eigenmitteln derzeit nicht möglich.
 
Als Folge der schwierigen Finanzierungsbedingungen starten neun von zehn der tatsächlichen Unternehmensgründer ihr Vorhaben allein mit Eigenmitteln. Nur rund ein jedes dritte Start-up (31%) erhält von Gründerfonds und Förderbanken öffentliche Mittel. Platz drei der Finanzierungsquellen bilden Freunde und Verwandte (22%), gefolgt von Banken (17%) und privaten Investoren (13%). Risikokapitalgeber (6 Prozent) und anderweitige Finanzierungspartner hingegen spielen nur selten eine Rolle.
 
Vor dem Hintergrund der ernüchternden Ergebnisse wertet der BITKOM-Präsident die Studie als "ein klares Zeichen, dass Start-ups in Deutschland bessere Finanzierungsbedingungen brauchen." Wie Scheer feststellt, könne es sich eine innovative Volkswirtschaft nicht leisten, wertvolle Geschäftsideen in großem Maßstab zu verlieren. Der BITKOM fordert daher, die Rahmenbedingungen für privates Beteiligungskapital zu verbessern. Da Verluste bisher nur sehr begrenzt bei der Steuer geltend gemacht werden können, seien Scheer zufolge vor allem steuerliche Anreize nötig, um Investitionen in Start-ups attraktiver zu machen.
 
Quelle: BITKOM